Erwartung vs. Realität
Euch allen einen wunderschönen Donnerstag ihr Lieben. Heute habe ich mal wieder etwas Text für euch vorbereitet. Keine Bilder! Denn ich möchte mal 5 Dinge bezüglich meines Berufs „aufklären“, bzw. euch den Unterschied zwischen der Erwartung und der Realität eines Fotografen aufzeigen.
Denn ihr kennt es bestimmt, ganz egal um welchen Beruf es geht, man hat so seine Vorstellung bzw. hat mal was gehört und dann ist das auch meistens so! Oder etwa nicht? Ich möchte heute mal mit 5 Beispielen aufklären oder erklären, wie sie in Wirklichkeit sind. Fangen wir mal an:
Als Profi-Fotograf…
… verdient man doch richtig viel Kohle!
Schön wär´s! Wie in jedem Beruf gibt es natürlich verschiedene Budgets. Das liegt dann einmal an der Arbeit die man ausführt, wie man sie ausführt, wie lange man schon in dem jeweiligen Unternehmen ist, ob man studiert hat, oder was auch immer… Ich, als Selbstständiger, habe all diese Gegebenheiten allerdings nicht. Ich habe zwar meine Ausbildung gemacht, bei der ich auch ein „Gehalt“ bekam ( zwischen 280 € & 350 € im Monat je nach Lehrjahr). Aber wie ihr seht, damit kann man gerade mal gar nichts tun! Während meiner Ausbildung war ich auf die Beihilfe des Landes und die Unterstützung meiner Familie angewiesen. Ohne Beide hätte ich den Beruf nie zu Ende lernen können. Wenn ich da überlege, was manch andere Berufe in der ersten Zeit erwirtschaften… naja. Aber ich habe es geschafft, und bin nun erfolgreich selbständig seit über 3 Jahren. Der Anfang bis jetzt, war hart und schwer! Ich kann natürlich jetzt nur so viel erzählen, wie ich es auch persönlich erlebt habe. Das erste Jahr habe ich selbst noch Geld mit in mein Unternehmen reingebracht (was hart erspart wurde) um meinen Job weiterhin ausüben zu können. Das zweite Jahr verlief so, dass ich gerade so alle Kosten decken konnte. Jetzt im dritten Jahr kann ich sagen, dass ich endlich etwas Geld verdient habe, sodass ich mir auch mal etwas leisten konnte. Eine neue Kamera. Denn am Anfang seiner Laufbahn, und das wird in fast jedem Beruf so sein, muss man erst mal einiges an Geld und sehr viel Zeit investieren um dahin zu kommen, wo man später gerne sein möchte. Ich bin positiv und gehe davon aus, dass es ab dem 4 und 5ten Jahr weiter aufwärts gehen wird, und dass ich dann auch weiterhin gut bis hoffentlich sehr gut von meiner Arbeit, der Fotografie, leben kann!
… hat man doch die meiste Zeit frei!
Definitiv nicht. Ganz im Gegenteil! Es gibt so ein schönes Sprichwort, und das zitiere ich wirklich gerne, denn es trifft zu 99% zu: Als Selbstständiger, arbeitest du selbst, und ständig! Und genau so ist es auch. Und nein, ich möchte mich hier nicht beschweren oder Mitleid erhaschen. Ich habe mir meinen Beruf selbst ausgesucht und mir war bewusst, dass ich sehr viel arbeiten werde. Das tolle an meiner Arbeit ist jedoch, dass es sich für mich nicht immer wie Arbeit anfühlt. Denn das, was ich mache, macht mir enorm viel Spass und daher ist es mir auch egal wie lange ich am Tag arbeite. Wenn ich jetzt mal bei meinen Freunden nach höre, sieht es da doch etwas anders aus.. Natürlich arbeiten sie auch gerne in ihrem Job, aber wen es dann mal um „Überstunden“ oder „Weiterbildungen“ geht, die außerhalb der regulären Arbeitszeit liegen, puh, dann hört bei den meisten die Begeisterung zu arbeiten schnell auf. Wenn man eine 40 Stunden Woche hat, dann ist das heut zu Tage normal und es kann auch manchmal bis zu 45 Stunden ausgeweitet werden. Mehr ist es aber meistens nicht und wenn doch, dann sollte es, wenn alles gut geregelt ist, auch mehr bezahlt werden. Wenn ich jetzt mal so hochrechne, wie viele Stunde ich pro Woche arbeite… was würdet ihr schätzen käme da für eine Zahl bei raus? Die Antwort schreibe ich ganz unten am Ende meines Post´s. So könnt ihr mal gucken wie nah ihr dran gewesen seid.
Ich liebe meinen Job, und daher ist es mir egal, ob mein Arbeitstag mal 8 oder auch mal 12 bis 15 Stunden hat. So lange es Spass macht ist einem die Zeit egal. Und, dass noch etwas, was die meisten nicht wissen, erzähle ich im nächsten Punkt, der komplett falsch eingeschätzt wird.
… fotografierst du doch bestimmt den ganzen Tag!
Ha, das ist mir selbst wirklich sehr stark aufgefallen. Ich fotografiere wirklich relativ „wenig“. Natürlich mag das für den Laien nicht so aussehen, aber wenn ich mal wirklich nachdenke und hochrechne, wie viel meiner Arbeitszeit ich fotografiere, und wie viel zeit ich am Laptop oder am Mac sitze, Bilder retuschiere und Emails schreibe, Telefoniere, Kunden an Land ziehe, Angebote schreibe, mich weiterbilde, Bücher über Fotografie lese und und und… dann ist das schon ziemlich krass. An einem normalen Arbeitstag, an dem ich ein Shooting fest eingeplant habe, komme ich auf eine Fotografie Zeit von etwa 2-3 Stunden. Den Rest des Tages, lassen wir Ihn mal noch 6-7 Arbeitsstunden haben, sitze ich im Büro am Mac, retuschiere die Bilder des Tages und telefoniere, schreibe Mails und mache anderen kram. Also wenn ich das mal so Prozentual aufliste, dann bin ich wirklich nur etwa 25-30% meiner Arbeitszeit, wirklich hinter der Kamera. Natürlich gibt es Ausnahmen. Wenn ich jetzt ein Event habe, auf dem ich den ganzen Tag gebucht bin, dann stehe ich auch mal gut und gerne 12-16 Stunden nur hinter der Kamera und dann kommen da trotzdem noch die Stunden an Retusche und Co oben drauf. Wie ihr seht, wir Fotografen fotografieren zwar viel, aber nicht so viel wie ihr immer denkt! 😉
… hast du immer nur Profi-Models vor der Kamera!
Auch hier muss ich ganz klar sagen, dass ist so ein typisches Klischee. Man hört das Wort Profi-Fotograf / Berufs-Fotograf und zack: “ Oh, du hast doch bestimmt immer nur leckere Mädels und trainierte Kerle vor deiner Kamera! Das hätte ich auch mal gerne!“ So sieht es absolut nicht aus. Die meisten Menschen mit denen ich zusammenarbeite, sind genau wie du und ich, kein Model. Im heutigen Zeitalter wird man überall von Schönheit und Sportlichkeit nur so angesprungen. Überall muss jeder besser, hübscher, schöner, stärker, reicher und was weiß ich noch sein. Aber das es auch normale Menschen unter uns gibt, die einfach nur schöne Bilder von sich haben wollen, dass vergessen die meisten. Bzw. ein großes Problem ist, dass überall in den Medien ein „Schönheitsbild“ vorgelebt wird, welches aber überhaupt nicht umsetzbar ist. Nur die wenigsten von uns haben solche Figuren, und ja ich weiß, man kann durch eigene Motivation sehr viel erreichen. Aber, wenn ich Anfragen bekomme, in denen schon die ersten Zeilen lauten: “ Ich würde mich gerne fotografgieren lassen und die Bilder sollten im Stil von Person XY sein, denn sie ist mein Vorbild un genau so würde ich später auch gerne auf den Bildern aussehen!“ Tja, versteht ihr was ich meine? Natürlich kann ich durch gezielt eingesetztes Licht, und Nachbearbeitung schon sehr viel verändern. Aber ist das der Sinn der Sache? Ihr seid alle eigene Persönlichkeiten, versucht nicht zusein wie andere! Seid ihr selbst und stolz darauf!
Ich bin ehrlich, ich arbeite gerne professionelle Models vor der Kamera. Denn natürlich ist das Arbeiten mit ihnen meistens, nicht immer, einfacher! Sie wissen eben schon genau wie sie schauen müssen, wann welche Pose angebracht ist, denken mit, machen eigene gute Vorschläge und wissen was ich mit (bewege dich bitte ein wenig nach Links) sagen möchte. Aber auch wenn es keine professionellen Models sind macht mir mein Job genau so viel Spass wie sonst auch. Denn hier liegt es dann an mir, dem neuen „Model“ zu helfen, genau so selbstbewusst und schön zu wirken, wie es die Profis tun. Es ist alles eine Frage der Einstellung. Ich wiederhole mich, aber ich liebe meinen Job und daher ist es mir doch ziemlich gleich ob Profi, oder nicht Profi vor der Kamera. Aber auch hier seht ihr wieder, Erwartung vs. Realität, sind hier weit voneinander entfernt.
… bekommst du doch das meiste geschenkt oder vergünstigt!
Das wäre ein Traum! Aber nein, so gut wie alles was ich an Equipment habe, habe ich von meinem eigenen Geld bezahlt und es mir hart erarbeitet. Ihr dürft verschiedenen Branchen nicht durcheinander bringen. Wenn ich jetzt als Beispiel Influenzer wäre, und ich würde viel Produkte testen, egal ob Mode, Technik, Food oder was weiß der Geier, dann bekäme ich dieses Produkt von der Marke gestellt/geschenkt und bekäme dann noch oben drauf ein Budget für die Arbeit die ich erbringen würde. Und auch da ist es nicht immer so, bitte versteh das nicht falsch. Ich bin Fotograf, und da ist so etwas eher selten der Fall. Denn ich als Fotograf bin kein wirklich „Botschafter“. Natürlich mache ich „Werbung“ für die Produkte die ich nutze. Aber auch nur dann, wenn ich auch wirklich davon überzeugt bin. Ich verlinke gerne meine Kamera, meinen Rucksack, mein Stativ und andere Dinge dich ich nutze. Das hat auch eigentlich nur einen Grund: ich möchte die Aufmerksamkeit der Marken erlangen, um natürlich, eventuell vernünftig an manche Artikel heran zu kommen. Wer würde das nicht tun? Da sind wir uns doch alle einig. Und bisher, hat mein Trick ein einziges Mal funktioniert, öfters noch nicht. Aber das ist vollkommen ok!
Es gibt natürlich Ausnahmen. Ich bekomme ab und zu mal das ein oder andere Produkt etwas günstiger, wenn ich mit der Marke schon öfters erfolgreich zusammen gearbeitet habe. Das war es dann aber auch schon! Alles was ich besitze, ist mit meinem Geld bezahlt und dient nur, um meinen Job weiterhin so gut ausüben zu können. Ich kaufe mir nichts aus Prestigegründen weil es andere Fotografen auch haben. Sollen sie es haben, freut mich wenn es denen gut geht und sie sich solche Dinge leisten können. Solange ich 100% meiner Arbeit abliefern kann, und wenn ich Glück habe, dann auch noch bei dem ein oder anderen Kunden etwas sparen kann, dann bin ich der glücklichste Mensch den es gibt. Auch hier ist die Erwartung wieder etwas anders als die Realität!
Ich hoffe ich konnte euch meinen Beruf heute mal etwas echter zeigen. Wenn es euch gefallen hat, dann lasst es mich gerne wissen. Denn ich habe noch einige Punkte mehr, die ich euch hier auflisten könnte. Achso, und bevor ich es vergesse: Die Antwort auf meine Arbeitszeit pro Woche: Ich arbeite im Schnitt zwischen 65 und 75 Stunden pro Woche.
Damit euch allen einen schönen Feierabend und wir hören uns nächste Woche wieder!